Altlastensymposium GAB und afBW 2024 - Bericht

Bericht zum Altlastensymposium der GAB und des altlastenforums BW 2024

3. Kooperationsveranstaltung +++ Juni 2024 in Ulm/Neu-Ulm +++ Fachexkursion an die Jagst in Ellwangen

Am 12. und 13. Juni 2024 tagten die Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern mbH (GAB) und das altlastenforum Baden-Württemberg e.V. zum dritten Mal gemeinsam mit dem Ziel, aktuelle Entwicklungen in Baden-Württemberg und Bayern zu präsentieren. Die Veranstaltung war mit rund 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder sehr gut besucht, die Diskussionen angeregt, die Resonanz sehr positiv. 

Dr. Andreas Hofmann, Geschäftsführer der GAB, und Eva de Haas, 1. Vorsitzende des altlastenforum BW, Regierungspräsidium Stuttgart, begrüßten gemeinsam mit Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger, Neu-Ulm, die Teilnehmenden im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm.

Mit den Eröffnungsansprachen von Ministerialdirektor Dr. Christian Barth, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz sowie Aufsichtsratsvor­sitzender der GAB, und Ministerialdirektor Dr. Michael Münter, Amtschef des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, wurde das Symposium eröffnet.

Recht und Vollzug

Moderation: Ines Sänger, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München 

Philipp Schwarz, 1. Vorsitzender des altlastenforums Baden-Württemberg, HPC AG, referierte zum Thema Alles klar zum Umgang mit Boden und Bauschutt nach ErsatzbaustoffV und LAGA M23? Seit annähernd einem Jahr ist die Ersatzbaustoffverordnung (ErsatzbaustoffV) in Kraft und regelt seither den Umgang mit mineralischen Ersatzbaustoffen bundesweit vollständig neu. Herr Schwarz machte deutlich, dass Erfahrungen aus der Praxis als Gutachter und Planer zeigen, dass es vielfältige Auslegungen und Interpretationen der neuen Regelungen gebe. Die Probleme zeigten sich im Detail, sei es bei unklaren Regelungen zur Probenaufbereitung, der Bewertung analytischer Ergebnisse oder bei der Auslegung von Einbauweisen nach ErsatzbaustoffV in technischen Bauwerken. So seien Aktualisierungen der Ausführungsvorschriften und konkretisierende, praxistaugliche Leitfäden dringend geboten. Hierbei seien Lösungen und rechtsverbindliche Regelungen über Ländergrenzen hinweg sehr hilfreich. Er appellierte an die Teilnehmenden des Symposiums, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, Synergieeffekte zu nutzen und an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten.

Dr. Markus Dotterweich, R & H GmbH, stellte in seinem Vortrag die Herausforderungen in der Bodenkundlichen Baubegleitung bei linearen Großprojekten dar. Neu in der BBodSchV ist, dass bei Vorhaben, die eine Fläche von mehr als 3.000 m² umfassen, eine bodenkundliche Baubegleitung nach DIN 19639 „Bodenschutz bei Planung und Durchführung bei Bauvorhaben“ verlangt werden kann und auch die Entwicklung eines Bodenschutzkonzepts mit einschließt. Vor allem bei Großprojekten wird dies zukünftig als Standardauflage zu erwarten sein. Herr Dr. Dotterweich stellte das Projekt SuedLink vor, bei dem entlang einer etwa 700 km langen Trasse von Nord- nach Süddeutschland zwei Hochspannungs-Gleichstrom Übertragungsleitungen (HGÜ) geplant, gebaut und betrieben werden. Bei diesem komplexen Bauprojekt ist der Aufwand in der Planung und Durchführung durch die großen Distanzen, der Verlauf durch unterschiedliche Naturräume und zahlreiche administrative Einheiten enorm erhöht. Bei einer Erdkabeltrasse komme noch erschwerend hinzu, dass hunderte oder sogar tausende Eigentümer, Besitzer und Betroffene mit einzubeziehen seien, so Dr. Dotterweich. Diese Aufgabe erfordere die Entwicklung zahlreicher standortspezifischer Bodenschutzmaßnahmen, die in enger Abstimmung mit den beteiligten Projektakteuren erarbeitet, kommuniziert und umgesetzt werden müssten. 

Matthias Heinzel, Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), berichtete über Aktuelles aus dem LfU. Die LfU-Merkblätter Altlasten Reihe 3.8/x sind bis auf das Merkblatt 3.8/2 „Ausschreibung und Vergabe HE und OU“ überarbeitet und im letzten Jahr veröffentlich worden. Des Weiteren ist eine Arbeitshilfe zum Altlastenkataster „ABuDIS“ mit einem dazugehörigen Schulungsvideo erschienen. Im März dieses Jahres ist das überarbeitete „Prüfschema zur Plausibilitätsprüfung von Gutachten“ sowie die „Leitlinien zur Bewertung von PFAS“ veröffentlicht worden. Mit Letzteren sind für den Vollzug in Bayern ein Bewertungsrahmen sowie beurteilungsrelevante Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt worden. Zusätzlich enthalten die Leitlinien Maßstäbe für die Bewertung von Untersuchungsergebnissen und Entscheidungen über ggf. erforderliche weitergehende Maß­nahmen bei bestehenden Belastungen.

Karin Hauff, Fortbildungsverbund Boden und Altlasten Baden-Württemberg, stellte den Fortbil­dungs­verbund vor. Der Fortbildungsverbund bietet seit über 25 Jahren Weiter- und Fortbildungsseminare an und wird dabei durch die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg und das altlastenforum Baden-Württemberg unterstützt. Die Geschäftsstelle ist bei VEGAS an der Universität Stuttgart. Angeboten werden bedarfsgerechte und interdisziplinäre Fortbildungs­maßnahmen in den Bereichen Bodenschutz, Altlasten und Flächenrecycling. Es finden dazu 9 bis 12 Seminare pro Jahr an wechselnden Veranstaltungsorten statt.

Anschließend hatten die Aussteller die Gelegenheit, kurz ihre Unternehmen vorzustellen.

Fachexkursion an die Jagst in Ellwangen 

Zur Einstimmung auf die Exkursion informierte Frau Eva de Haas, Regierungspräsidium Stuttgart über die naturnahe Umgestaltung der begradigten Jagst im Rahmen der Vorbereitungen für die Landesgartenschau 2026. Die neuen Jagstschleifen sollen nicht nur eine der Attraktionen der Landesgartenschau in Ellwangen werden, sondern einen wichtigen Beitrag zur Erreichung des guten ökologischen Zustandes der Jagst leisten. Sie werden das Gewässer ebenfalls gegen die Folgen des Klimawandels in Baden-Württemberg widerstandsfähiger machen. 

Frau de Haas betonte, dass der Umgang mit den umfangreichen Bodenbewegungen für den Landesbetrieb sehr herausfordernd gewesen sei. Die neuen Jagstschleifen seien in der Aue angelegt worden, so dass ein Eingriff in hochwertige Böden nicht zu vermeiden war. Daher sei beim Massen­management von Anfang darauf geachtet worden, nicht nur eine gute Bodenkundliche Baubegleitung zu finden, sondern auch Fachleute für die Bodenverwertung.

Auf dem Gelände vor Ort erläuterten bodenkundliche Fachleute den Exkursionsteil­nehmenden insbesondere, wie die hochwertigen Böden verwertet wurden und wie der „Bodenschutz auf der Baustelle“ in der Praxis umgesetzt wurde. 

Erkundung in der Praxis

Moderation: Matthias Heinzel, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Hof

Erwin Stefan Hiesl, Deutsche Bahn AG, Joris Ondreka, Arcadis Germany GmbH und Uwe Dannwolf, RiskCom GmbH referierten gemeinsam zum Thema: Von der Brache zur städtischen Entwicklungsfläche: Erkundung und Sanierung eines LCKW-Schadens unter schwierigen Stand­ortbedingungen. Erwin Hiesl ging im ersten Teil des Vortrags auf die Historie, erste Erkundungen und Sanierungen und Standorteigenschaften ein. So ist an einem ehemaligen Güterbahnhof durch den Betrieb einer Lösemittelrecyclingfabrik ein LCKW-Schaden im Boden und Grundwasser entstanden. Die Standortbedingungen sind durch die Nähe zu einem Wohngebiet und die geringe Durchlässigkeit und Heterogenität des Untergrunds (Wechsel von Poren- und Kluftaquiferen) am Rand eines Grabensystems anspruchsvoll. In den 90-er Jahren versuchte man den Schaden mittels Bodenluftabsaugung und Pump & Treat zu sanieren. Diese Verfahren wurden nach einigen Jahren eingestellt. Im Zuge einer komplett neuen Gefährdungsabschätzung kamen hierbei unterschiedliche Untersuchungsmethoden wie direct-push (MIP), Linerbohrungen, IPV und auch Raumluftmessungen in den angrenzenden Wohnbebauungen zum Einsatz, nachdem neben dem Pfad Boden-Grundwasser auch der Pfad Boden-Mensch zu betrachten war. Frühzeitig wurde mit den gewonnenen Daten eine 3D-Modellierung entwickelt und stetig fortgeschrieben. Das im Projekt entwickelte 3D-Modell, so Joris Ondreka, half maßgeblich den Untergrundaufbau und die Schadstoffverteilung zu beschreiben. Dieses bildete die Basis für weitergehende Berechnungen (z. B. Frachtberechnungen) im Rahmen der Gefährdungsabschätzung und im Hinblick auf die Wirksamkeit von Sanierungsmaßnahmen. Aufgrund der Lage eines der Schadstoffschwerpunkte unterhalb einer Straße und in unmittelbarer Nähe zu Gebäuden kristallisierte sich im Zuge der Sanierungsuntersuchungen heraus, dass eine in-situ Sanierung mittels druckinjektionsunter­stützter ISCO-Sanierung (DI-ISCO) für diese Bereiche das beste Chancen-Risiko-Profil aufwies. Um die Machbarkeit und Wirksamkeit am Standort zu bestätigen, wurde ein Pilotversuch durchgeführt. Im Rahmen dieses Pilotversuchs, so Uwe Dannwolf, wurden über eine Injektionsbohrung 3,3 Tonnen an Permanganat und Persulfat mittels Druck über 25 Injektionsschichten zielgerichtet in die LCKW-kontaminierten Bereiche im geringdurchlässigen Ton bzw. Tonstein zwischen 6 m und 11 m Tiefe injiziert. Im Ergebnis konnte die vom behandelten Bodenvolumen ausgehende Schadstofffracht um ca. 95 % reduziert werden. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde zwischenzeitlich die Sanierung als Kombination DI-ISCO und Bodenaustausch geplant.

In seinem Vortrag Saniert – oder doch nicht? Adaptive Erkundung eines Gaswerkschadens berichtete Benjamin Herzog, Klinger und Partner GmbH, über das schrittweise Erkunden eines ehemaligen Geländes eines Gas- und Acetylenwerks, auf dem Untergrundverunreinigungen durch gaswerkstypische Schadstoffe nachgewiesen wurden. In den 1980er-Jahren wurden im Zuge der Detailuntersuchung Boden- und Grundwasserkontaminationen durch Teeröl in den quartären Ablagerungen festgestellt. Anschließend wurde im kontaminierten Bereich die Quartärschicht durch die Errichtung einer Dichtwand, einem Bodenaushub bis zur Oberkante Gipskeuper sowie einer nachfolgenden Pump & Treat Maßnahme saniert. Zur Überprüfung des Sanierungserfolgs und einer möglichen Schadstoff­verlagerungen in tiefe Grundwasserstockwerke wurden weitere Messstellen errichtet. Hierbei wurden massive Teerölverunreinigungen in Boden und Grundwasser sowie einer > 1 m mächtigen Teeröl-Schwerphase in den Dunkelroten Mergeln (DRM) festgestellt. Aufgrund der fortlaufend anwachsenden Datenmenge (mehrfache Stichtagsmessungen/-beprobungen, forensischen Untersuchungen, Immissions­pumpversuche) sei zur besseren Darstellung ein 3D-Standortmodell entwickelt worden, so Herzog. Die horizontale und vor allem vertikale Abgrenzung des Teerölschadens habe eine hohe Priorität. Ergänzend zu den Bohrungen seien dazu begleitende geophysikalische und felsmechanische Untersuchungen geplant um relevante Kenndaten des Kluftsystems am Standort aufzunehmen. Hierzu gehören beispielsweise die Bestimmung von Kluftweiten (Eindringmöglichkeit in tiefere Schichten), der Kluftneigungen (Gravitation als treibende Kraft für die Ausbreitung von Schwerphase) und die räumliche Orientierung der Klüfte.

Sanierung in der Praxis

Moderation: Dr. Steffen Ochs, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Stuttgart 

Dr. Marcus Alter, Arcadis Germany GmbH, berichtete in seinem Vortrag Enhanced Natural Attenuation für LCKW – Berücksichtigung von Tailling-Effekten im Untergrund über eine neue Herangehensweise bei innovativen in-situ Sanierungskonzepten. Es verschiebe sich der Schwerpunkt von den verfahrenstechnischen Aspekten auf das nachhaltigere Konzept des „Aquifer-Tuning“. Unter dem Begriff „Aquifer-Tuning“ verstehe man die Ausrichtung der Planung und Optimierung von in-situ Sanierungen an standort- und prozessspezifische Randbedingungen unter Berücksichtigung der natürlichen Bedingungen. Ziel sei hierbei ein effizienter Einsatz von Substraten und eine Minimierung der technischen Aufwendung bei deren Einbringung. So könne beim sogenannten ENA (Enhanced Natural Attenuation: forcierter mikrobieller Abbau) von LCKW das Aquifer-Tuning-Konzept durch die bessere Berücksichtigung der im Aquifer ablaufenden Prozesse bei Planung und Betrieb angewendet werden. Es spielten neben dem endogenen Biomasse-Zerfall auch die Bildung von reaktiven Mineralspezies und damit nicht biologische, sondern auch abiotische Prozesse eine wichtige Rolle, im übertragenen Sinne werde im Aquifer eine „anaerobe Batterie“ geladen. Der gesamte Sanierungsaufwand über den kompletten Zyklus bis zum Ende der Nachsorgephase könne minimiert werden, indem die Frequenz, Dauer und Intensität der Dotierung des Aquifers mit Elektronendonatoren optimiert werden, um die Sanierungsziele unter minimaler Ressourcenanwendung zu erreichen. 

Daniel Ruech, Sensatec GmbH, referierte über Möglichkeiten der Kartierung von Wirkstoffen bei der Feststoffeingabe in der in-situ Sanierung. So sei die Eingabe von Feststoffen unter gleichzeitiger Schaffung neuer bzw. optimaler Nutzung vorhandener Wegsamkeiten im Untergrund mittlerweile ein vielfach angewandter Weg, um die in-situ Sanierung in unterschiedlichen Wirkprozessen an schwierigen, weil relativ undurchlässigen, Standorten zu etablieren. Es würden dabei chemische (reduktiv bzw. oxidativ), biologische (mikrobieller Abbau) oder auch physikalische (Wärmequellen) Wirkprozesse bedient und diese in ihrer Wirksamkeit bestärkt. Neben der technischen Möglichkeit mit entsprechenden (Hoch-)Druckverfahren die jeweiligen Substrate in einem Trägermedium anzumischen und in den Untergrund einzubringen, sei ein wesentliches Element die Kenntnis über die tatsächliche Ausbreitung im Untergrund. Hochsensible, geophysikalische Instrumente, sogenannte Tiltmeter oder Bodenneigungsmeter, können hier ein klares Bild der Eingabe im Untergrund wiedergeben. Eine entsprechend softwaregestützte Auswertung ermögliche einen dreidimensionalen Eindruck der Lage der jeweiligen Eingabeebenen. Sinnvoll sei die Anwendung z. B. bei der Errichtung von „Barriere-Elementen“ zum Nachweis der Vernetzung und Durchgängigkeit im Untergrund und der Prüfung der Funktion bei sehr heterogenem Untergrund. 

Dr. Michael Reinhard, Arcadis Germany GmbH, ging in seinem Vortrag auf PFAS im Baubestand ein und stellte die Frage: Ein Thema für den Rückbau? Aufgrund der Menge der Abfälle (Anteil mineralischer Abfälle aus dem Rückbau von Bauwerken grob geschätzt bei 70 Millionen Tonnen pro Jahr) und der Recyclingstoffe aus dem Rückbau erscheint es nach Meinung von Herrn Dr. Reinhard sinnvoll zu sein die potentielle PFAS-Belastung dieser Abfälle zu diskutieren und gab in seinem Vortrag einige Gedankenanstöße (Beschichtungen/Imprägnierungen, Spezialfarben, Zusätze (Additive), Löscheinrichtungen und Sekundärverunreinigungen im Beton). Mit aller Vorsicht zog er am Ende seiner Präsentation das Fazit, dass die tatsächliche Relevanz von vielen potenziellen Verunreinigungen in der Bausubstanz noch nicht systematisch erforscht sei, viele bekannte PFAS-Belastungen würden (wahrscheinlich?) derzeit nicht im Schadstoffmanagement bei Rückbau oder Erneuerungen des Baubestands berücksichtigt (z. B. Sprinkleranlagen) und es gebe Regelungslücken bei der Verwertung von PFAS-haltigen Abfällen aus dem Rückbau von Anlagen oder Gebäuden.

Dominik Grünhagen, Züblin Umwelttechnik GmbH, berichtete über die Reinigung von PFAS-haltigem Wasser durch Schaumfraktionierung. Bei der Schaumfraktionierung entsteht durch intensive Belüftung ein Schaum, an dessen Luft-Wasser-Grenzfläche sich die PFAS adsorptiv anlagern. Der abgetrennte Schaum enthält eine hohe Konzentration an PFAS, die entsorgt bzw. in der Hochtemperaturverbrennung zerstört werden müssen. Im Rahmen eines internen F+E-Projekts sei die Schaumfraktionierung von Sickerwasser, Grundwasser, Feuerlöschwasser und Boden­waschwasser mit hohen PFAS-Gehalten in unterschiedlicher Zusammensetzung mit Hilfe von Labor- und Technikumsanlagen untersucht worden, so der Referierende. Das Verfahren sei vor allem für langkettige PFAS gut geeignet.  So biete sich für Grundwasser in Hotspots, Sickerwässer, Feuerlöschwasser und Prozesswässer (häufig hohe PFAS-Gehalte im Bereich von 50 -500 µg/L) eine Verfahrenskombination von Schaumfraktionierung als Hauptreinigungsstufe und einer nachgeschalteten Feinreinigung über Aktivkohlefilter und/oder Ionenaustauscher an. 

Nachhaltigkeit in der Sanierung

Moderation: Jochen Stark, Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Karlsruhe

Bernadette Bohnert, HPC AG, referierte zum Thema Verhältnismäßig und nachhaltig sanieren – mit CO2-Bilanz zum optimalen Minimum? In ihrem Vortrag stellte sie klar, dass eine CO2-Bilanz nicht der Weg zur optimalen Sanierungsvariante sei. Ein wesentlicher Vorteil der Bilanz sei jedoch, im Gegensatz zu anderen (ökologischen) Aspekten der Nachhaltigkeit, dass sie eine quantifizierbare Entscheidungsgrundlage liefere, die objektiv nach allgemein anerkannten Standards verglichen werden könne. Darüber hinaus erlaube eine CO2-Bilanz auch, dass Umweltauswirkungen in die Kostenschätzung aufgenommen und dann ggf. ausgeglichen werden können. Neben dem Vergleich von Sanierungsverfahren z. B. im Rahmen der Sanierungsuntersuchung sei die Bilanz aber auch bei der Bewertung von langlaufenden Maßnahmen, insbesondere Pump & Treat-Verfahren (P&T) in Bezug auf ihre i. d. R. abnehmende Effizienz und Verhältnismäßigkeit einsetzbar. Das von HPC entwickelte Tool könne für ausgewählte Sanierungsverfahren (bis dato Bodenaushub, Grundwassersanierung/P&T und Bodenluftsanierung sowie mit Einschränkungen an diese Verfahren angelehnte in situ Varianten) produktspezifische Treibhausgasbilanzen (Product Carbon Footprints) in Anlehnung an den Greenhouse Gas Protocol Product Standard erstellt werden. Dies ermögliche die Ermittlung einer belastbaren Kennzahl in Kilogramm CO2-Äquivalente (CO2e) für eine festgelegte Einheit (Kubikmeter belasteter Boden). Bei der Anwendung des CO2-Äquivalentkalkuklators werde eine Lebenswegbetrachtung (Life Cycle Assessment) vorgenommen und für jedes (Sanierungs-)Produkt eine separate Treibhausgasbilanz erstellt. Mit Vorstellung eines Praxisbeispiels (Sanierung Braun-Areal, Ulm) ging Frau Bohnert näher auf das Tool ein.

Alexander Scheffler, Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg berichtete über die Anwendung von MNA-Konzepten in Baden-Württemberg. Laut einer Abfrage der Unteren Bodenschutzbehörden Baden-Württemberg zur Anwendung von MNA-Konzepten mittels eines Fragenkataloges im Jahr 2021 seien 27 MNA-Konzepte gemeldet worden und zwischen 2022 und 2024 weitere Konzepte beschlossen bzw. fachlich geprüft worden. Hauptsächlich wird MNA auf Altablagerungen, in Mineralölwerken bzw. Teerindustrie sowie auf ehemaligen Gaswerksstandorten durchgeführt. Die Hauptkontaminationen an den Standorten waren überwiegend PAK, BTEX/aromatische Kohlenwasserstoffe sowie MKW/aliphatische Kohlenwasserstoffe. Der Vortragende hob hervor, dass in Baden-Württemberg in den Behörden sowie Planungsbüros ein hoher Wissensstand bezgl. MNA-Anwendungen vorhanden sei. Er wies jedoch auch darauf hin, dass der Klimawandel aller Voraussicht nach Einfluss auf die Effektivität von MNA-Maßnahmen und ENA-Sanierungen haben werde. 

Dr. Heinrich Eisenmann, Isodetect GmbH, referierte über die Bewertung des natürlichen und stimulierten Schadstoffabbaus in Boden und Sediment mittels innovativer in-situ Verfahren. Natürliche oder stimulierte Abbauprozesse sind aufgrund ihrer günstigen Kosten- und Klimabilanz oft ein entscheidender Faktor beim Sanierungsmanagement von Altlasten. Der Nachweis und die Quantifizierung des biologischen Schadstoffabbaus, so Dr. Eisenmann, sei deshalb eine Schlüsselaufgabe nachhaltiger Sanierungsstrategien. Er stellte hierzu vier Methoden vor: 1) Isotopenmarkierte In-situ-Mikrokosmen (BACTRAPS, MYCOTRAPS), 2) diagnostische Kon-zentrationsverhältnisse spezifischer Zielverbindungen, 3) Metabolitenanalysen und 4) La-bormikrokosmen mit isotopenmarkierten Schadstoffen. Diese eingesetzten Überwachungs­instrumente lieferten ein umfassendes Bild der natürlichen bzw. stimulierten mikrobiellen Abbauaktivität sowohl in Küsten- als auch in Bodensedimenten. Aufgrund unterschiedlicher Stärken und Schwächen (Spezifität, Validität, Sensitivität, Genauigkeit, Dauer, Arbeitsaufwand) lieferten vor allem die Kombination dieser Methoden einen effektiven Nachweis und ein tieferes Verständnis mikrobieller Prozesse. Wichtig sei, dass die Methoden entsprechend den Standortbedingungen ausgewählt und ggf. angepasst werden müssen.

Gert Rehner, IEG Technologie GmbH widmete sich im letzten Vortrag der Thematik Pump & Treat und Klimawandel: Wasserverschwendung vermeiden durch effiziente und nachhaltige Sanierungslösungen. Der Vortragende hob hervor, das trotz fortschreitendem Klimawandel die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt noch zu wenig im Blickpunkt stünden. Sehr viele Sanierungsmaßnahmen seien meist wenig effizient, zudem energieintensiv und gingen verschwenderisch mit der Ressource Grundwasser um. Eine vertikale Strömungsführung könne nachhaltiger und effizienter wirken. Durch den Einsatz von in einer Achse mehrfach verfilterte Brunnen (IEG-GCW®) ließen sich starke vertikale Strömungen in einem Aquifer erzeugen. Diese ermöglichten es, eine 3-D-Spülzirkulation aufzubauen und dadurch auch gering durchlässige Sedimentschichten wirkungsvoll hydraulisch zu adressieren. Dort befindliche Schadstoffe könnten so zielführend mobilisiert bzw. zu ihrem Abbau in Kontakt mit Reagenzien gebracht werden (Sauerstoff, Nährstofflösungen, Oxidantien etc.). Ein großer Vorteil bei der Verwendung von Grundwasserzirkulationsbrunnen bestünde zudem darin, dass auch bei sinkenden Grundwasser­ständen die Infiltration oberhalb des Grundwasserspiegels möglich (Spülzirkulations­betrieb) sei. 

Die Resonanz auf die Veranstaltung war dank der interessanten und informativen Vorträge sowie der guten Diskussionen wieder sehr positiv. Aufgrund der sehr guten Einhaltung der avisierten Vortrags- und Diskussionszeiten blieb auch ausreichend Zeit für den intensiven fachlichen Austausch. Dafür den Referierenden und Moderierenden an dieser Stelle nochmals ein besonderer Dank! Frau de Haas und den bodenkundlichen Fachleuten danken wir für die hervorragende Organisation und den sehr interessanten Führungen bei der Exkursion.